Nellis und Janas großes Abenteuer

Neunte Woche

2. Mai

So, noch auf den Tag genau fünf Wochen hier, dann ist der Dauerjetlag ausgestanden. AJ hab ich angesteckt, der ist auch nicht mehr ganz fit. Den bei Novell arbeiten zu haben, ist genauso wie wenn er zuhause in N arbeitet. Man findet ihn nie an seinem Platz. Morgen darf er uns Dokuwichten hier was vortanzen und den anderen und mir erzählen, wie es sich bei SUSE so arbeitet. Das interssiert mich mal — ich hab es schon fast vergessen. Aber meine Emacs-Fertigkeiten habe ich wieder aktiviert. Zum Glück! Ich will ja nicht vi benutzen, wenn ich wieder zuhause bin :) Unser Nationalparkprogramm wird langsam konkret, aber wir müssen noch überlegen, wo wir schlafen wollen und ob wir meine Saufschüssel aka Auto gegen ein sparsameres Fortbewegungsmittel eintauschen wollen. Luxusprobleme halt.

Heute hab ich wieder was gelernt: Wenn ich kein Nasenbluten und keine kaputte Haut habe, sagen die Eingebørenen, dass es hier doch feucht für die Jahreszeit ist. Seltsamerweise brennen mir dann die Augen und ich kann nach einer Fahrt nach Salt Lake die Anzeigetafeln auf dem Flughafen nicht mehr sehen, weil meine Augen vom vielen Blinzeln so müde geworden sind. Naja, besser Augentropfen als Nasenbluten jeden Morgen :)

3. Mai

AJ hat sich hier gut eingelebt — und ist genausowenig an seinem Platz wie gestern und sonst auch. Erics Nachbar von gegenüber grinst schon, wenn ich resigniert vor AJs Büro umdrehe. Der arme Mann musste heute zwei Vorträge halten, davon einen vor der Doku. Trish und ich haben uns gut amüsiert. Besonders bei Passagen wie "You can't control the Open Source Community" und "You get respected for what you do and not for the company that is backing you". Hehe! Kleiner Kulturschock?

Heute abend hatten wir unseren Kulturschock — wir haben grade so überlebt. Mit einem Haufen amerikanischer P*Manager und Consultants Essengehen ist nichts für eher schlichte Gemüter, die Bescheidenheit als einen Wert eingetrichtert gekriegt haben, als sie noch an der Flasche nuckelten. Am Anfang ist sowas lustig, aber wenn man merkt, dass das eben keine Selbstironie ist, macht es Kopfschmerzen. Anyway, amüsant war es irgendwie trotzdem und werden uns dann in Moab und Canyonlands erholen. Die Steine reden nicht.

Stephanie will mich anscheinend behalten — ich will aber nicht! Selbst wenn die SUSE-Wichtel dadurch vielleicht einen Scott erben würden. Nicht, dass ich ihnen das nicht gönnen würde, aber mir fehlt der SUSE way of life. Und ich will mal wieder nach Herzenslust Radfahren ohne fürchten zu müssen, an der nächsten Straßenecke von einem Monstertruck erwischt zu werden. Ausserdem tun mir meine Augen dermaßen weh, dass ich der Mamagans keine Schuld mehr an meinen Kopfschmerzen geben kann. Autofahren, Kunstlicht, trockene Luft und ein grusliger Monitor sind nicht gesund.

4. Mai

Asche auf mein Haupt. Aus nichtigen Gründen das Bloggen vergessen. Einfach nur zu müde. Wenigstens muss Mamagans nicht mit der Kopfschmerzschuld leben. Wir haben uns vorher abgesprochen. Diesmal ist das an mir vorübergegangen. Unser Kollege Bodo ist jetzt auch eingeflogen, mittlerweile hat er sogar eine Badge und findet allein sein Büro wieder. Wenn er dann den Blick auf die Berge hat, kann er sich mal überlegen, ob er wirklich lieber einen Strand sehen würde. Manche Leute ticken komisch :)

Mittags mit Trish, Dale und Bodo beim Italiener gewesen. Jetzt kennen wir hier schon drei gute :) Danach postwendend in ein Meeting abgeschleppt, mit dem ich nicht gerechnet hab und dann Feierabend. Solche Tage sind sehr nach meinem Gusto.

AJ freut sich an seiner Chauffeuse und verstellt schon gar nicht mehr Spiegel und Sitz, wenn er mal chauffiert. Soll wohl sagen, dass das mein Job ist. Nun ja ... mir macht es ja auch viel mehr Spaß, an der Ampel irgendwelche Angeberautos stehenzulassen und davonzuzwiebeln :)

5. Mai

Heute geht es los nach Moab, Arches und Canyonlands. Das Blog wird erst am Samstag wieder angefasst und wahrscheinlich mit unzähligen Fotos vollgeblasen. Also nicht über die Funkstille wundern. Die Laptops übernachten im Hotelsafe. Luxusurlaub, halt.

Von wegen Laptops im Hotelsafe. Da gehen noch nicht mal X40-Winzbaby-Mädchenlaptops rein. Man wollte die Tasche mit den beiden Laptops und meinem L1-Original sicher im Lost&Found Kabuff der Raumpflegerinnen unterbringen. Wir vertrauen drauf und sausen los. Guy hat uns eine Route nach Moab ausgesucht, die angeblich nicht von Bullerei verseucht sein soll, also schneller zu fahren ist als die I-15 runter. Die wird nur per Chopper überwacht, der uns in Ruhe gelassen hat. Die US-6 ist eine unheimlich schöne Strecke durchs Gebirge und danach über richtig depressive Ebenen mit vereinzelten Andeutungen menschlicher Ansiedlung und interessanten Felsen drumrum. In einem Kaff namens Wellington (sic!) haben wir unseren ersten Tankstop eingelegt. Nicht nötig zwar, aber wir wollten der heimischen Wirtschaft was Gutes tun :)

Gefahren ist bis Moab yours truly und AJ konnte sogar dabei schlafen. Manchmal hab ich mich allerdings zu sehr für die Landschaft interessiert — passiert ist aber nix ... Die I-70 sollte mal dringend neu gemacht werden. Streckenweise war der Belag so uneben und laut, dass ich gedacht habe, wir hätten mal wieder ein Mietauto mit Platten. Nachgeguckt und weitergefahren und trotzdem auf die Ami-Straßenbauer geschimpft.

Kurz nach Mittag fahren wir in den Arches Nationalpark rein und können die rote Farbe der Felsen wirklich nicht glauben. Aber es nur auf die Sonnenbrillen zu schieben, wäre billig. Die Digikam fand die Steine auch sehr rot :)

Wer eine schwache Internetverbindung hat, sollte hier mit dem Laden abbrechen. Jetzt kommen an die 50 Bilder. Das dauert, bis die durchs Modem gerieselt sind. Weniger ging aber nicht. Ich hab mich schon sehr beherrscht. Rechnet aber bitte nicht mit naturkundlichen Kommentaren — ich war nur zum Gucken da und nicht zum Schlauwerden:

Schlauer?

Wer die Erdschichten auswendiglernen will, lese dieses Schild. Ich hab nur behalten, dass Navajosandstein gelb ist und der rote Sandstein Entrada heisst. Arches ist fast ausschliesslich von dem roten Zeugs. Canyonlands hat sehr viel vom Navajozeugs an der Oberfläche.

Erster Stopp

Hier hat mich AJ zum Fotografieren rausgeschmissen. Eine Meile extra wollte er nicht laufen und seine Kräfte sparen. Die kommenden Fotos sind also exklusiv nur von mir zu haben :)

Avenue

Die anderen Touris sind AJ-ähnlich vorbeigefahren. Meine erste Berührung mit dem Wilden Westen hatte ich ziemlich für mich allein.

Schraubenzieherbaum

Die Wüste ist in voller Blüte — nur Blitzopfer machen nicht mit. Dafür sehen sie aber sehr pitoresk aus.

Muttertagsbouquet

Ich dachte irgendwie an Plastikblumen — die sind aber echt.

Wüstenschönchen

Die hier auch!

Grabgebinde, irgendwie

Die wecken irgendwie Assoziationen an Grabgebinde ...

... genau!

Bei mir jedenfalls ...

noch mehr Botanik

Hübscher Busch, den ich wieder mal nicht benamsen kann.

Ende der Avenue

Links runter geht es zum Courthouse Wash, haben wir aber ignoriert. Die Gesteinsschichten sind irre.

Seltsamer Baum

Dem sollte mal einer sagen, wie rum normale Bäume wachsen.

Retrospektive der Avenue

Blick zurück.

Balanced Rock, der Nachbar

Nächster Stopp: Balanced Rock. Das hier ist sein Nachbar.

Balancing Rock

Der Gute liegt echt ziemlich gefährlich. Aber Kletterer gibt es dort trotzdem. Ob sie wieder heil runter sind, wissen wir nicht. Wir sind weiter zu den "Windows".

Windows

Die Windows von Balanced Rock aus.

Konkurrenz

Die Konkurrenz im vollen Einsatz für die Kunst.

Toter Baum

Wieder eine Leiche. Im Gewitter will ich hier lieber nicht rumlaufen.

Windows

Das Wetter klart unaufhaltsam auf und ich sehe Blitze vor Augen. Richtige ausgewachsene Sehstörungen. Die Windows guckt sich AJ allein an. Ich penne ein bisschen im Auto und hoffe wieder auf klare Sicht. Drei Stunden Chauffieren waren wohl zuviel für meine Guckerles.

Double Arch

Double Arch. Angeblich mal von Wasser geformt. Das ist aber schon was her :)

Eine Leiche

Gewitteropfer :(

Und noch eine Leiche

Noch einer, ein paar Meter neben dran.

In den Doppelbogen reingeguckt. In Wahrheit ist das Ding riiiiiiiiiiiesig.

Neuzeitlich oder nicht. Hübsch ist er trotzdem.

Winzlinge ganz oben auf dem Arch. Wir wollten eigentlich auch, aber Schlangestehen war es uns dann doch nicht wert.

Der meistfotografierte Kaktus in ganz Arches. Direkt am Weg zum Double Arch.

Devil's Garden von ferne. Sah in echt viel eindrucksvoller aus, aber wir waren zu fertig, um uns die Sache von innen anzusehen. Stattdessen sind da Minivanladungen von Chinesen rumgetrabt, die den furchtbarsten Tabak der Welt schmauchen. Igitt!

Bis wir dieses touriverwöhnte Tierchen sehen durften, sind wir durch sengende Hitze auf superheissem Sandstein den Berg hochgekraxelt. Nie hab ich so verstanden, was die damit meinen, wenn die sagen, dass allein diese Wanderung einen Liter Wasser an Mindestverbrauch hat. Ziemlich furchtbar, aber wunderschön!

Arches ohne Delicate Arch geht nicht. Die spannenden Fotos von direkt dran hat AJ gemacht. Ich hab meine Kräfte für den Rückweg gesammelt.

Indianische Comics. Man beachte das einsame Rindviech links aussen :)

Nach dieser Orgie an Farben, komischen Steinformationen und diversen Dursttrips haben wir uns dann abends wieder aus dem Park getrollt. Richtige Fans warten den Sonnenuntergang an Delicate Arch ab, aber wir waren echt froh, unsere müden Knochen einfach nur ins Hotel sortieren zu müssen. In Provo bin ich ja schon eine Schnarchtüte, aber so kaputt wie in Moab war ich echt noch nie nimmer nicht hier.

Todmüde haben wir uns noch in ein mexikanisches Restaurant (La Hacienda) geschleppt. Sehr malerisch und mit lustigen Urlauber- und einheimischen Originalen zum Gucken. Als Goodie gab es einen Stromausfall durch das Gewitter, das schon den ganzen Tag am Horizont gedroht hatte, aber nie runtergekommen ist. Nach dem Essen sofort in die Falle. Dass wir es dahin geschafft haben, wundert uns immer noch.

6. Mai

Mit Arches haben wir den Schongang in Sachen Wildnis eingelegt. Canyonlands und da besonders der Needles District um Süden, sind viel wilder und einsamer. Nix wie hin! Vorher haben wir meinem Autochen eine Runde Edelsprit zu Trinken gegeben. Das Einzige, was es an der Tankstelle anscheinend gratis gibt:

Teure Tankstelle mit Gratisschatten

Schatten und "clean restrooms". Ob das auf die anderen Örtchen der Stadt Rückschlüsse erlaubt, haben wir nicht rausfinden wollen...

Die Fahrt nach Needles war atemberaubend. Von Moab mit rotem Sandstein in eine gelbe Sandsteinwüste und etliche Höhenmeter rauf und in halsbrecherischen Kurven wieder runter. AJ hat mich beifahren lassen. Sehr lieb von ihm.

Nelli auf Reisen

Nelli blickt in die Weite des Wilden Westens ... .

Unten im Talkessel war man dann plötzlich umgeben von so tafelbergigen Steinriesen und musste an die ganzen Westernfilme denken, die man nie gesehen hat. Die Atmosphäre war total unwirklich und man fühlt sich sehr klein, wenn man zwischen diesen Dingern rumkurvt. Damit man nicht vollends in Träumereien versinkt, haben die Einheimischen Dutzende von Cattle Grids in die Straße eingelassen, die einen wieder wachrütteln.

keine Ahnung :)

Erster Stop jenseits des (sehr schnuckeligen) Visitor Centers: Wooden Shoe Arch Overlook. Den Holzschuh konnte man erahnen, den Arch nicht. Also hab ich die Felsen auf der anderen Seite geknipst.

Gewitteropfer

Unsere längste Tour in Needles war knappe 4 km lang — der Slickrock Trail. Aber auch vier Kilometer sind mit Migräne schon ziemlich heftig. Hat sich aber gelohnt. Man kommt sich vor wie auf dem Mond. Und immer wieder Blitzopfer.

Gewitteropfer, wieder mal

Wieder ein Blitztoter. Aber lustiger noch sind die Gesteinspömpel im Hintergrund. Hat manchmal was von Pilzen oder Schlumpfhausen. Und im Hintergrund fliesst irgendwo der (braune) Colorado mit dem (jetzt auch braunen) Green River zusammen. Beste Westernkulisse.

Slickrock

Auf dem Slickrock Trail. Kein Schatten, nur Hitze und kleine Geckos und Wüstengärten. Komisch, wie die es da aushalten. Wir haben jedenfalls auch noch das brackigste Wasser aus unseren Siggs genuckelt und kamen uns immer noch vor wie in der Punicawerbung.

Needles

Namensgeber — die Needles. Allerdings kommt man nicht ohne eine mehrstündige Wanderung oder einen 4WD da hin. Nix für die AJs.

Kaktus

Kakteen auf dem Slickrocktrail. Für diese hier musste man auch nicht illegal vom Pfad abweichen.

Ausguck Nummer 2

Ausguck 2 auf dem Slickrock Trail. Hier stolpern auch andere Touris rum. Macht aber nix, die Landschaft erschlägt einen auch im Rudel.

Ausguck Nummer 2, andere Seite

Unter unseren Füßen ist ein Bachbett. Allerdings momentan ohne Bach. Aber trotzdem tief und ich wollte gar nicht so genau wissen, wie tief es da runtergeht.

Desorientiert

Manche Pflanzen sind sehr optimistisch. Ich würde mich von solchen Nachbarn eingeengt fühlen.

Nicht gestellt!

Nein, dieses Bild wurde nicht in Photoshop zusammengepuzzelt. Das ist Little Spring Canyon Overlook und es sieht haargenau so urig aus wie auf dem Foto.

Nach dem Slickrocktrail sind wir erstmal total ausgedorrt und müde und in meinem Fall auch mit einem dröhnenden Kopf nur mit dem Auto rumgekurvt. Unsereins wäre nicht in der Lage zu dollen Stunts gewesen und AJ war auch irgendwie groggy. Haben wieder zu wenig Wasser getrunken, scheints.

Cowboycamp

Altes verlassenes Cowboylager in Cave Spring. Das war die einzige Gegend mit richtig viel Schatten. Alles unter so Felsüberhängen. Die Sepiafarbe ist von der Kamera, aber auch ohne diesen Effekt sieht es da sehr sepia aus :)

Eingang

Der "Eingang" zu Cowboys.

Indianergrafitti

Nebendran haben Indianer (keiner weiß genau, welche eigentlich) die Cave Spring Quelle mit Grafitti verziert. An der Quelle war es wunderbar schattig und kühl. Da konnte man es echt aushalten.

Noch mehr Grafitti

Noch ein paar Grafitti.

Signatur

Signatur auf Indianisch? Noch viel mehr als auf dem Bild. War sehr lustig anzusehen. Eine richtige Galerie, der Cave Spring Trail.

Auf dem Dach

Mit zwei Leitern aus Holz, die dem durchschnittlichen Feierabendabenteurer als aufregend verkauft werden, kann man auf das "Dach" der Cave Spring Siedlung klettern. War zwar superheiß, aber die Aussicht und das Wissen, auf dem Dach rumzuklettern, war toll.

AJ on tour

Wir waren nie weit weg vom Parkplatz, aber es sah trotzdem abenteuerlich aus :)

... auf dem Dach

Immer noch wandern wir auf dem Dach rum.

Gips?

Irgendwie hat der Verputzer nicht sauber gearbeitet in Cave Spring ...

Schlumpfhausen

Die Gegend um Cave Spring sah ein bisschen nach Schlumpfhausen aus. Irgendwie pilzig.

Schlumpfhause, 2

AJ hat die Fahrerei erledigt und ich hab Schlumpfhausen abgelichtet.

Schlumpfhausen, 3

Noch ein letzter Schlumpffelsen.

Dasies?

Gänseblümchen?

Indianischer Getreidespeicher

Indianischer Getreidespeicher. Nicht sehr spektakulär, aber angeblich soll es da nistende Schwarze Witwen geben. Das wäre doch mal was. Ich bin aber froh, dass wir die nie getroffen haben. Und auch kein anderes Giftzeugslgetier.

Nelli hat einen weiten Weg vor sich

Nelli kennt kein Halten. Und blickt tapfer allem entgegen, das da kommen mag. In diesem Fall hab ich sie aber flugs wieder ins sichere Auto eingefangen. Danach sind wir todmüde wieder Richtung Moab aufgebrochen.

Six Shooter

Dieser Berg namens Six Shooter sieht viel eindrucksvoller aus als auf dem Foto. Leider wieder ein Fall von falschem Auto unter dem Hintern. Aber wir wären auch wahrscheinlich viel zu kaputt gewesen, um das noch anzufahren und die Eindrücke zu verarbeiten.

Raus aus Needles

Das sind die Vorläufer zu dem Gebirge, in das wir uns (Jana am Steuer) dann wieder hocharbeiten.

Newspaper Rock

Letzter Guckstop und Fahrerwechsel: Newspaper Rock. Wieder haben unbekannte Indianer im Gestein rumgeritzt und lustige Zeichnungen hinterlassen. Kein Mensch kann sich einen Reim drauf machen, aber es sieht toll aus.

Ich fahre uns mehr oder weniger sicher nach Moab und nach einer Wiederbelebung unter der Dusche enden wir zum Essen in der Moab Brewery. Die machen da was, das sie für Bier halten. Aber eigentlich erinnert nur das Glas an Bier. Trotzdem urige Stimmung mit Paraglidern an der Decke, Rafts und anderem Abenteurerwerkzeug.

Unser Wochenpass für Arches würde uns einen Sonnenuntergang an einem Ort unserer Wahl im Park erlauben, aber wir sind viel zu kaputt. Leider :(

Fazit: Arches ist geballte Ladung an Seltsamkeit. Canyonlands ist viel wilder und total majestätisch. Mir hat er deshalb noch besser gefallen als Arches.

7. Mai

Regen in der Wüste. Und zwar so viel, dass unser geplanter Ausflug in den Island in the Sky District von Canyonlands ins Wasser fällt. Es gießt und will gar nicht wieder aufhören. Ab nach Provo! Ich fahre uns bis Wellington und verfluche einmal mehr die Macher der I-70. Aquaplaning und Schlaglöcher ersten Grades. Pfui!

AJ ab Wellington am Steuer. Es regnet munter bis Provo und manche Flüsschen sind gut voll mit Schmelz- und Regenwasser. Laut Käseblatt hat man jetzt langsam richtig Angst vor Flooding :(

Im Hotel versuchen wir dann, unsere Laptops wiederzubekommen. Bummer! Die wurden doch im Büro der Chefin eingeschlossen und nicht bei den Putzfrauen. Die Chefin war aber heute nicht da. Musste die Arme extra kommen, den Schlüssel bringen und unsere Tasche freigeben. Grummel. Vielleicht hätte es gereicht, sie im Schrank unterzubringen.

Ende gut, Laptop frei und meine Finger sind bald blutig vom Tippen und Bilder sortieren. In echt sind es noch so furchtbar viel mehr ... Claudi, du tust mir jetzt schon leid.

8. Mai

Man spaziert unschuldig zum Hotelfrühstück und kriegt "Happy mother's day" zugesäuselt. Kleiner Schock auf leeren Magen :) Den halben Vormittag üben wir Packen. AJ nimmt meine Winterklamotten und den Brainsharetrolley mit und mir bleibt noch Platz im Koffer für Last-Minute Shoppinganfälle. Ehrlich — ich hab nämlich mitgepackt und meinen Kleiderschrank ausgemistet. Danach um 12 zu Scott und seiner total vergrippten Mary. Die sind echt lustig und lieb die zwei. Wir sollten echt die Ehepartner mit landverschicken bei Novell. Das erhöht die Arbeitszufriedenheit ungemein ...

Mary hat uns Scott ausgeliehen und der ist als unser Guide durch Salt Lake gestiefelt. Temple Square mit furchtbar viel missionarisch eifrigen Sisters (warum eigentlich nur Frauen?), das Kongresszentrum mit 21.000 Plätzen und einer Monsterorgel, das Tabernacle, das grade renoviert wird und viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiele Tulpen. War mal was ganz Anderes ...

Anschließend hat er uns ein superlustiges Einkaufszentrum (The Gateway) in einem alten Bahnhofsgebäude und den umgebenden Häusern gezeigt. Seeeeeeeeeeeeeeeeeehr urig. Kam mir aber ein bisschen südländisch vor — in SLC hätte ich das nie erwartet.

Zweiarmiger Bandit

Zweiarmige Ampel vor The Gateway. Irgendwie putzig. Für die richtigen Tourifotos wartet ihr besser auf AJs Bilder :)

2002 ist lang vorbei

Kids' delight. Ein olympisch gethemeter Brunnen mit Dampf und Wasserfontänen.

Deutsches Brot in SLC

Scott war sehr traurig, dass der deutsche Bäcker in SLC zu hatte. Wir haben ihm vom Leckerbäcker bei der SUSE vorgeschwärmt :) Den deutschen Deli haben wir uns auch von draussen angesehen. Wusste nicht, dass Knorr Salatsaucen eine Delikatesse sind :) Rittersport wurde da jedenfalls zu Schwarzmarktpreisen gehandelt.

Der ultimative Höhepunkt und absoluter Sensationsstopp in SLC war ein Buchladen — Sam Weller's Zion Bookstore mit Millionen neuer und alter Bücher in altersschwachen Regalen auf drei Etagen. Leider machen die schon um vier zu, so dass wir nur ein bisschen staunen konnten. Man kann da wohl eine ganze Woche rumstöbern. Besonders toll, eine Ecke mit militant feministischer Lektüre. In einem Staat wie Utah steht bestimmt 50 Prozent davon auf dem Index :) Herrlich! Und alte deutsche Kitschromane, wie man sie in Omas Wohnzimmer finden würde en masse ... Ganz zu schweigen von den schrägen Kochbüchern!

Blutenden Herzens sind wir wieder nach Provo gefahren und hatten wieder mal das Problem, wo man Sonntags was Essen kann. Kleiner Tipp: Olive Garden und Carrabba haben offen. Die restlichen Italiener nicht. Bombay House hat auch zu :(

Timp Sonnenuntergang

Nachher noch mit ziemlich schwerem Herzen einen AJ in den Provo Canyon kutschiert, damit er seine vorerst letzte Ration Berge tanken konnte. Diesen Timp habe auch nicht ich fotografiert, sondern ein todesmutiger AJ aus dem Seitenfenster. Mag ihn morgen nicht gehen lassen!!! Wie gesagt: Austausch nur mit Ehepartner!

"I don't know half of you half as well as I should like; and I like less than half of you half as well as you deserve."

Bilbo Baggins in "The Fellowship of the Ring"