Wichtlwanderung gen Westen — in V-Formation
Am 7. März sind Nelli und ich gen Westen aufgebrochen - nach Provo zu Novell - und damit die V-Formation auch schön erhalten bleibt, sind gleich noch ein paar andere SUSEaner mitgeflogen.
Wir beide vegetieren jetzt in einem schönen, aber fensterlosen Büro bei Novell die nächsten drei Monate vor uns hin. Fensterlos? Wir sind schließlich keine Manager. Ich bestimmt nicht, und bei Nelli weiß ich es nicht so genau.
Unser Bilder-Blog
Noch ist es noch nicht so weit her mit den Fotosafaris, von denen andere Provobesucher geschwärmt haben, aber später werden hier auch massig Bilder erscheinen.
7. März
Abflug um sieben Uhr morgens in Nürnberg, furchtbar früh und auch die Aussicht auf eine 90 Minuten Autofahrt von SLC nach Provo im totalen Jetlagdämmerzustand nach fast 20 Stunden macht die Sache nicht besser.
Dafür sind die letzten 10 Minuten des Hinflugs aber spektakulär. Ungefähr so:
Kaum in SLC gelandet, machen wir uns auf die Suche nach unseren Mietautos. Manche Leute, so wie ich, haben sich einen winzigen Kompaktwagen gewünscht, mit dem auch Autoanalphabeten problemlos einparken können. Pech oder Glück — ich bekomme das hier (man beachte Nelli zum Vergleich):
8. März
Ich bekomme eine Hardcore-Schnelleinweisung und werde meiner Mentorin zugewiesen. Alle sind supernett zu mir, nur Namen kann ich mir in meinem Schlafkoma dann doch nicht merken. Dafür wurden dann wohl Badges erfunden. Lange halte ich die Arbeit jedenfalls nicht durch. Der NZ-Jetlag war aber schlimmer.
9. März
Heute bin ich schon ein bisschen besser auf Zack. Ich gerate beim Nachhausefahren auch nicht mehr aus Versehen auf den Highway und schaffe sogar schon meinen ersten Großeinkauf. Vernünftiges Brot gibt es hier zwar keins, aber ich hab Nutella gefunden und meine Nudelsoßen sind immerhin von Kraft. Toblerone hab ich nach längerem Suchen auch gefunden. Amerikanische Kassiererinnen sind irgendwie viel gesprächiger als deutsche. Meine wollte mir von ihrer Kreuzfahrt letztes Jahr erzählen. Der Eindruck ich wäre ausgeschlafen, täuscht. Andi klingelt mich um elf aus dem Tiefschlaf. Nachtrag: Self Checkouts im Supermarkt sind coooooool!
10. März
Heute fangen wir an, Bäume auszureißen. Ich darf das erste Mal richtig arbeiten. Und an superimposant gut durchorganisierten Meetings teilnehmen. Es kommt heftiger Neid auf, als ich sehe, wieviele Dokuwichtl bei Novell beschäftigt sind. Davon können wir nur träumen... . Mittagessen gab's in einem superknuffigen Restaurant in Springville. Den Namen trage ich noch nach, jedenfalls in einem alten Straßenbahnwaggon. Lecker, lecker, lecker Salat gibt's da.
11. März
Heute ist der allererste Tag, an dem ich richtig arbeiten kann. Alle Netzwerkprobleme sind gelöst und ich kann munter in die nächste Woche blicken. Abends geht's zum Mexikaner mit Chefin und ihrer ganzen Familie. Endlich darf ich mal wieder ausschlafen.
12. März
Erster Samstag ganz alleine in der Fremde. Heute geht es Bergkraxeln. Für große Touren fehlt mit die Kondition und die Lust auf ewig lange Autofahrten. Also will ich den Y Mountain wenigstens bis zur Oberkante des Ys erwandern. Fängt sehr dumm an. Nach einen guten Stück merke ich, dass ich meine Digikam im Auto gelassen hab. Also nochmal runter, Kamera holen und wieder rauf. Man kommt sich wie eine Mischung aus alter Tatteromi mit Atemproblemen und einer Bergziege vor. Der Weg ist steil!. Hier ein paar der nettesten Bilder - und ja, ich war an der Oberkante des Y! Nachher bin ich noch so zwei Stunden auf ebeneren Pfaden gewandert, bevor ich meinem Monster die Sporen gegeben habe. Und wie es aussieht, hab ich im März schon den ersten Sonnenbrand kassiert. Und nebenbei einen saftigen Muskelkater :)
Nicht viele Leute sind so touristisch aufgemotzt unterwegs wie ich, die meisten sind joggende Studis. Deshalb will ich auch auf keinen Fall erkannt werden.
Irgendwie ist es sommerlich hier oben, aber gegenüber liegt noch Schnee und auf dem Gipfel auch.
... frustrierend, wie weit und steil es noch ist.
Kenner sehen in dem Hochhaus ganz hinten den Firmensitz von Novell...
Da drüben sieht es eher nach Winter aus.
Das bisschen schafft man auch noch!
13. März
Heute trotz Muskelkater und gezerrtem Oberschenkel (fein, wenn man sein Bein kaum anheben kann) in den Provo Canyon reingefahren. Naiv wie ich bin, hab ich mit einer Art Alpenpassstraße gerechnet und nicht mit einer vierspurigen Urlauber-Autobahn. Hab mich dann auch schon ziemlich bald in die Büsche geschlagen, zu den Bridal Veil Falls. Anderthalb Stunden bin ich von hier gaaaanz allein auf dem Bonneville Shoreline Trail Richtung Provo gewandert und hab jeden Schritt an den unmöglichsten Stellen gespürt und bereut. Aber der Trail ist fein, links von einem gehen die Berge hoch und rechts kann man in die Schlucht gucken. Ich werde im Mai oder so mal wieder vorbeikommen und mir das alles in Grün ansehen. Wahrscheinlich werde ich dann auch Mückenschutzmittel brauchen, da gab es schon ein bisschen hinterhältiges Viehzeug, das Appetit auf Mountainbiker und Wandersfrauen hat. Zwei Stunden Lesepause im Auto mit Elizabeth George, danach noch ein kurzer Abstecher zu den eigentlichen Falls, weil die erst am Nachmittag Sonne kriegen. Und jetzt? Jetzt bin ich kaputt und freue mich auf eine ganz normale Arbeitswoche.
Hier noch ein paar Bilder vom Tage:
In der Richtung geht es weiter nach Heber und Park City.
Der BST Richtung Provo.
Irgendwie haben die Felsen hier was Baumkuchenartiges.
Gegenüber gibt es die andere Hälfte vom Baumkuchen.
Das eigentliche Ziel der Reise, die Bridal Veil Falls.
"I don't know half of you half as well as I should like; and I like less than half of you half as well as you deserve."